Gibt es von Patientinnen und Patienten Vorbehalte gegenüber dem Roboter? Nein. Im Gegenteil: Es gibt Leute, die bewusst zu uns kommen, weil sie von Da-Vinci gehört oder gelesen haben. Nicht zu vergessen: Wir sind auch eine Ausbildungsklinik. Angehende Chirurginnen und Chirurgen erwarten, dass sie die neuesten Methoden kennenlernen. Für die Lindenhofgruppe ist es also entscheidend, diese Technologie im Angebot zu haben, um im Gesundheits- wie im Arbeitsmarkt zu bestehen. Die Lindenhofgruppe ist ein Referenzzentrum für das Da-Vinci-Operationssystem. Was bedeutet das? Wir sind ein Referenzzentrum für die Magenbypass-Chirurgie. Ich konnte in letzter Zeit viele entsprechende Eingriffe durchführen und aufgrund dieser Routine die Operationsdauer weit unter den europäischen Schnitt senken. Der Hersteller möchte deshalb, dass andere Spitäler in Europa von uns lernen. Bei der Mastdarm-Operation erzielen wir ebenfalls Spitzenwerte. Möglich, dass wir auch da zum Referenzzentrum werden. Mussten Sie für die Arbeit mit dem Da-Vinci eine spezielle Ausbildung absolvieren? Bis zur sogenannten Konsolenreife habe ich ein Ausbildungs- und Trainingsprogramm von mehr als 80 Stunden absolviert. Und der erste Eingriff erfolgte unter Begleitung eines erfahrenen Chirurgen, der vor Ort dabei war. Blicken wir in die Zukunft: Welches Potenzial steckt in der roboterbasierten Operationstechnik? In meinem Fachgebiet – der Viszeralchirurgie – wird Operieren mit dem Roboter in wenigen Jahren Standard sein. Demnächst kommen Konkurrenzsysteme zu Da Vinci auf den Markt. Das wird die Kosten drücken. Viel Potenzial steckt in Big Data und in künstlicher Intelligenz. Werden die vielen Operationsdaten anonymisiert ausgewertet, lernt das System dazu. Der Computer kann dann Warnungen abgeben, wenn er eine Gefährdung des Patienten oder der Patientin erkennt, oder gar planbare Teilschritte selbstständig ausführen – und dies sicherer und präziser als der Mensch. Auch bezüglich Ausbildung steckt viel Potenzial in der Technologie. Bereits heute können Eingriffe simuliert werden, sodass angehende Chirurginnen und Chirurgen gefahrlos üben können. • Die Vorteile auf einen Blick ✓ Bessere Bildgebung und Übersicht ✓ Hochpräzises Steuern der Instrumente ✓ Wegfall der natürlichen Zitterbewegungen der Hand ✓ Geringerer Blutverlust während des Eingriffs und damit weniger Bluttransfusionen ✓ Weniger postoperative Schmerzen und damit geringerer Schmerzmittelbedarf ✓ Raschere Genesung und minimale Narbenbildung ✓ Kürzerer Spitalaufenthalt Das Da-Vinci-Operationssystem kurz erklärt Das Da-Vinci-Operationssystem kombiniert die Vorteile der minimalinvasiven Chirurgie mit der 3-D-Visualisierungstechnik. Minimalinvasiv bedeutet, dass die Instrumente durch kleine Schnitte in den Körper eingeführt und über einen Operationsroboter millimetergenau gesteuert werden. Durch die neuartige Visualisierungstechnik wird die Ansicht des Operationsfelds bis zu zehn Mal vergrössert. So kann die Chirurgin beziehungsweise der Chirurg überaus präzis und gewebeschonend arbeiten. Qualitätsbericht 2022 21 | 70
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